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Charlotte Walther – Wipplinger

Imma von Bodmershof über die Künstlerin (1985)

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Charlotte Walther – Wipplingers Bilder überraschen zuerst dadurch, dass sie keine der Modeströmungen mitmachen. Sie sind ebenso weit entfernt von dem, was auch der photographische Apparat zu leisten vermag, wie von der Faszination, die das Verzerrte, Hässliche, Morbide auf die meisten Maler unserer Tage ausübt. Charlotte Walther – Wipplinger geht andere Wege, sie vermittelt uns die Anschauung, die ihre eigene ist, eine Anschauung, die nicht nur das jeweilige Modell umfasst, sondern auch immer etwas von der Atmosphäre, der Landschaft, der Luft, die es umgibt.

Charlotte Walther – Wipplinger hat immer am Wasser gelebt, die Stationen ihres Lebens sind mit Namen von Gewässern zu bezeichnen: Elbe, Donau, Seine, Donau, Rio de la Plata, Südatlantik, Donau, und es ist, als wenn etwas von der fließenden Luft über fließendem Wasser in ihre Bilder eingegangen wäre, in die diffuse Luzidität, die über manchen von ihnen liegt.

Besonders in den Aquarellen zeigt sie eine ganz neue eigene Ausdrucksform, schwebend, in äußerst differenzierten Farbnuancen, fast transparent. Und doch ist in diesem Schwebenden manchmal ein ganzes Schicksal festgehalten. Sie selbst sagt: „Am liebsten malen die Heutigen gesichtslose Menschen, wirklich, statt des Gesichts nur eine leere Fläche. Das kann man dann sehr bedeutsam interpretieren. Ich aber möchte gerne im Individuellen, in dem ganz einzelnen, unverwechselbaren, nicht wiederholbaren Menschen das Allgemeingültige durchschimmern lassen.“

In manchen ihrer Bilder kommen uns seelische Erlebnisse, Vorgänge entgegen, die mit Worten nicht zu fassen sind, aber spürbar uns ansprechen in einer Weise, die nicht nur die Augen, sondern ein Empfinden anzieht und nährt.


Imma von Bodmershof,

geboren 1895 in Graz, gestorben 1982 auf Schloss Rastbach in Gföhl, Niederösterreich.

Österreichische Schriftstellerin.

Neben ihrem umfangreichen Prosawerk ist die Dichterin hervorgetreten durch japanische Gedichte (Haiku), die sogar ins Japanische übersetzt wurden.
Sie erhielt u.a. den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur.